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14.04.2020 Tagesimpuls

Österliche Suche

Grüner Strauch

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Österliche Suche

Wie in vielen Familien ist es auch bei uns Brauch, am Ostersonntag im Garten Eier zu verstecken – ein Leichtes an diesem sonnigen Osterfest!

Unser Sohn Paul hat diese Aufgabe mit Eifer übernommen und sein Ziel war es, Verstecke zu suchen, die wirklich schwer zu finden sind. Unter anderem war ein grünes Ei in den grünen Zweigen des Fliederstrauchs versteckt – fein getarnt, fast unmöglich für die Geschwister ohne Hinweise zu finden. Da braucht es Anstrengung und wirklichen Wille zur Suche, einen geschärften Blick und die Fähigkeit, „mit offenen Augen“ suchen zu können. Haben Sie das Osterei auf dem Foto gefunden?

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? (Lk 24,5)“  werden die Frauen, die am Ostermorgen Jesu Leichnam salben wollten, im Grab Jesu gefragt.

Für mich ist dies auch eine Frage an uns selbst: Wo suchen wir Jesus? Suchen wir an den richtigen Stellen? In Riten und Bräuchen, die in diesem Jahr so kärglich sind, und/oder mitten in unserem Leben? Der Evangelist Lukas fragt über 2000 Jahre hinweg unseren eigenen Glauben an: Suchst Du Jesu Botschaft in der Lebendigkeit des Heute, in Deinem Leben, in Deinem Reden und Tun?  

In diesem Jahr war alles anders an Ostern, doch wenn ich zurückblicke auf die Feiertage, bleiben nicht das Bedauern und Klagen über das Anderssein. Vieles, was ich bisher wie selbstverständlich in den wohlvertrauten Riten und Bräuchen der Kirche gefeiert habe, gab es einfach nicht. Ich fühlte mich herausgefordert, mich auf das Wesentliche – auch liturgisch - zu reduzieren. Mein Blick änderte sich – auf der intensiven Suche nach dem Lebendigen, nach dem, worauf es wirklich ankommt. Wenn der äußere Rahmen weitgehend wegfällt, was bleibt von der Osterbotschaft? Nichts, nicht viel, ganz viel?

Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die wir als Familie dieses Ostern machen durften. Zum ersten Mal haben wir in anderer Weise im Familienkreis Hausgottesdienste gefeiert und uns so mit der Osterbotschaft auseinandergesetzt. Wir haben uns über die biblischen Texte der Kar- und Ostertage ausgetauscht, versucht in Worte zu fassen, was uns dabei wichtig ist, was wir für uns entdeckt haben. Und dabei eine Ahnung erhalten, wo Jesus in unserem Leben eine Rolle spielt, wo wir mit der Suche nach ihm ansetzen können. Dankbar und erstaunt lasse ich mich ansprechen: Und wo suchst Du Jesus?

Im Vorfeld geisterte die Frage durch die Medien: „Findet Ostern überhaupt statt?“ Eigentlich eine alberne Frage. Nicht wir „machen“ Ostern, sondern die Auferweckung Jesu ist Gottes größtes Geschenk an uns. Die Befreiung von der Herrschaft des Todes, die Befreiung von dem, was uns am Leben hindert. Vom Tod ins Leben. Wie nah sind wir zurzeit an dieser existentiellen Erkenntnis und Glaubenseinsicht! Gottes Zusage in seinem Sohn ändert alles: unser Denken, Reden, Fühlen und Handeln. Wir sind gefragt, unsere Antwort auf die Frage des Engels zu geben. Wenn wir uns auf die Suche machen, können wir nicht nur zurück ins Grab blicken, Ihn allein in alten Traditionen oder im Schatten vermuten, sondern mitten in der Helligkeit des Lebens. Dann heißt es österliche Menschen zu werden und Jesu Botschaft in unserem Leben zu verankern, erfahrbar und lebendig werden zu lassen, damit Auferstehung jeden Tag neu geschehen kann. An unserem Leben wird Auferstehung ablesbar – wir sind Zeugen der Auferstehung. „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung“, heißt es so einfach und klar in einem Lied von Peter Janssens, das wir natürlich auch gesungen haben.

 

Es gibt eine schöne Geschichte eines österlichen Brauchs:

In der Gegend von Piemont gibt es einen alten Brauch. Wenn am Morgen des Ostersonntags zum ersten Mal die Glocken läuten, laufen Kinder und Erwachsene an den Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit dem kühlen, klaren Brunnenwasser. Alle waschen sich die Augen aus: die „Ich-will-der–Erste-sein“ – Augen, die „Geh-mir-aus-den-Augen“-Augen, die „Mit-dir-will-ich-nichts-zu-tun-haben“-Augen, die „Du-bist-mir-zu-blöd“-Augen. Sie wollen Osteraugen bekommen! Dann waschen die Bewohner die kalten Blicke und die listigen, neidischen, misstrauischen Blicke aus. All die Blicke, die Angst erzeugen. All die Blicke, die eine Gemeinschaft zerstören. Und das kalte Wasser, sagt man, schwemmt den Dreck des ganzen Jahres fort. Sie heben den Kopf und schauen sich an: mit gütigen Augen, wohlwollenden, verzeihenden Augen.

(Bernhard Langenstein)

Waschen wir unsere Augen aus, denn mit österlichen Augen vermögen wir  tiefer zu sehen und in Dankbarkeit, liebevoll und zuversichtlich auf unser Leben und das anderer Menschen zu schauen. Vielleicht entdecke ich dann die kleinen Zeichen der Auferstehung jeden Tag, auch wenn sie manchmal so gut versteckt sind wie ein grünes Ei in grünen Zweigen.

 

Bleibt behütet in allem, was ist!

Für die Pastoralteams der Seelsorgebereiche Alfter, Bornheim-Vorgebirge und Bornheim - An Rhein und Vorgebirge

Ihre Bernadette Molzberger, Pastoralreferentin