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21.04.2020 Tagesimpuls

Wir heißen Kinder Gottes und sind es

Liebe Mitchristen!

 Wir feiern Ostern. Acht Tage lang haben wir uns versichert, dass der, der ganz und gar tot war, lebt, in einer Weise lebt, die keine Grenzen mehr kennt, nicht die von Raum, nicht die von Zeit, überhaupt keine. Er lebt eindeutig als derselbe, als der er vorher mit den Seinen zusammen war, und doch ganz anders, so sehr anders, dass ihn nicht einer, nicht eine auf Anhieb erkannte. Mal hielt man ihn für ein Gespenst, mal für den Gärtner, mal für einen Fremden, mal für einen Bettler am Ufer, mal für eine Einbildung. Immer brauchte es Zeit und eine Erinnerung, damit ER erkannt werden konnte. Insgesamt wird uns im ganzen Neuen Testament von 11 solchen Begebenheiten berichtet.

In den beiden folgenden Wochen geht es, entsprechend des Ablaufs der Osternachtfeier, nun darum, wie dieses Leben des Auferstandenen, dessen, der sich den Seinen als in neuer Weise lebend, in vollendeter Weise lebend offenbart, gezeigt hat, nun in uns, den Seinen, gegenwärtig ist und wirkt. Das sind zuerst die Taufe und dann später die Eucharistie.

Heute geht es im Gespräch mit Nikodemus in der Nacht um die Taufe. Jesus bezeichnet das in diesem Gespräch als „von neuem geboren werden“ oder auch als „aus dem Geist geboren werden“. Das griechische Wort für von neuem kann auch las von oben übersetzt werden, und so ist es kein Wunder, Johannes spielt gern mit solchen Doppeldeutungen, dass Nikodemus das erst einmal falsch versteht und darum auch für unmöglich hält. Darum muss Jesus es ihm verdeutlichen. Vom Himmel her, also, für jeden Juden war das dann eindeutig, von Gott her. In der Taufe werden wir von Gott erneut geboren. Wir haben Sein Leben, das göttliche Leben seitdem in uns. Und wie man bei jedem Kind immer wieder feststellen wird: ganz der Vater, ganz die Mutter, das hat es aber von dem Opa oder von der Oma, so kann man bei einem getauften Menschen immer wieder nur staunend feststellen: ganz der Vater im Himmel.

Der heilige Martin tauft seine Mutter

Der heilige Martin tauft seine Mutter, vor der Kirche in seiner Geburtsstadt, Szombathely, Ungarn; privat

 

 

Darum beten wir in der Einleitung zum Herrengebet in der Feier der Heiligenmesse zurecht: „Wir heißen Kinder Gottes und sind es“. Kind Gottes ist nicht nur ein Etikett, es ist eine innere Wirklichkeit, die sich immer wieder zeigt, äußert in unserm Verhalten. Was wir durch die Erschaffung durch Gott wesensmäßig sind, was wir aber durch das Hineingeboren werden in eine von Gott getrennte Welt nicht mehr ausbilden und leben konnten, das wird uns jetzt wieder möglich. Und da Gott so unendlich reich und vielfältig ist, kann er jedem Menschen einen unverwechselbaren, einmaligen Anteil an Seinem Leben mitteilen.

Und wieder ist es so wie beim weltlichen Kindsein auch. Je intensiver das Kind den Kontakt, das Zusammensein die Gemeinschaft mit den Eltern und Großeltern leben und erfahren kann, umso intensiver wird sich der jeweilig mitgegebene Anteil auch ausprägen können. Je intensiver ich die Gemeinschaft mit Gott lebe und mit allen, die zu IHM gehören, umso mehr wird sich dieses göttliche Leben in mir ausprägen und in die Welt hineinwirken. Darum sind die Feier der Eucharistie und, woran uns am Sonntag das Evangelium noch einmal erinnerte, die Beichte, so unverzichtbar für die Getauften: „wir können ohne sie nicht sein“, wie es die ersten Jahrhunderte lang die Christen bekannten. Davon spricht das Gabengebet der heutigen Messe:

„Herr, unser Gott,

gib, dass wir Dir allezeit danken durch die Feier der österlichen Geheimnisse. In ihnen führst DU das Werk der Erlösung fort,

 mache sie für uns zur Quelle der unvergänglichen Freude.

Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.“

( Werktagsschott 1, 477 )

 

            Wir dürfen glauben, dass sich diese Gabe Gottes im Menschen nie verliert, dass sie nie ganz ausgelöscht werden kann, dass sie immer wieder neu angefacht werden kann, und dann am Ende das ganze Leben licht werden lässt. Darum lade ich Sie ein, in ihrem Leben einmal auf die Suche zu gehen, was da von dem in der Taufe mitgeteilten leben Gottes spürbar ist, für andere erfahrbar wird, einmalig oder regelmäßig, immer wieder.

Seien Sie sicher, keinem gab er nichts, aber eben auch keinem alles.

Darum brauchen wir einander, nur gemeinsam bilden wir den Leib Christi in seiner vollendeten Gestalt. Und wenn Sie sich darauf einlassen, möchte ich Sie darum auch noch einladen, einmal dem nach zu spüren, was ein Mensch, mit dem Sie es nicht so gut können, wohl von Gott mitbekommen haben könnte.

„Ich danke Dir, Vater im Himmel, dass ich aus Wasser und Geist neu geboren wurde in der Taufe. Ich darf mich Dein Kind nennen, denn DU hast mich aus Schuld und Tod gerufen und mir Anteil an Deinem Leben geschenkt.

Ich danke Dir, Jesus Christus, Sohn des Vaters, für Deinen Tod und Deine Auferstehung. Wie die Rebe mit dem Weinstock, so bin ich mit Dir verbunden; ich bin Glied an Deinem Leib, aufgenommen in das heilige Volk zum Lob der Herrlichkeit des Vaters.

Ich danke Dir, Heiliger Geist, dass Deine liebe ausgegossen ist in unsere Herzen. Du lebst in mir und willst mich führen zu einem Leben, das Gott bezeugt und den Schwestern und Brüdern dient. So kann ich einst mit allen Heiligen das erbe empfangen, das denen bereitet ist, die Gott lieben.    A  M  E  N  .

( altes Gotteslob 50, 2 )

 

Der Herr, der Vater Jesu und unser Vater, segne Euch;

Jesus, unser Bruder, behüte Euch;

Der Heilige Geist,  aus dem Ihr neugeboren seid, begleite Euch.

A M E N

 

Für die Pastoralteams der Seelsorgebereiche Alfter, Bornheim-Vorgebirge und Bornheim – An Rhein und Vorgebirge

Pastor Norbert Prümm