Wochenimpuls 04.11.2020
Laternen im Nobember
Laternen im November
„Das war´s!“, rief der Oktober, winkte noch einmal kurz in die Runde und zog sich dann zurück. „Der Arme, jetzt bekommt er meine Stürme gar nicht mehr mit und auch nicht, wie ich die restlichen Blätter durch die Gegend jagen werde. Ich freu mich schon so!“ Das war der November, der vor lauter Vorfreude ein Glitzern in den Augen hatte. Waren das Tränen oder gar schon Eis?
„Dann stürme!“, schlug der Dezember mit ruhiger Stimme vor. „Oder neble. Oder bedecke deine Zeit mit einer winterlichen Reifschicht oder…“
„Oder lass die Sonne scheinen und öffne der Wärme aus dem Süden noch einmal die Pforten“, rief der Juli aufgeregt. „Die Menschen würden sich freuen!“
„Ihr seid wohl alle nicht ganz gescheit!“, rief der November. „Ich bin der Monat, der die Welt einnebelt. Ich bin der, der die Menschen an die Vergänglichkeit erinnert. Das muss auch sein und gehört zum Leben dazu!“
„Genau“, kicherte der April. „Genauso ist es. Sie fürchten dich.“
Die anderen Monate lachten. Nur der September, dieser freundliche Geselle, stimmt nicht mit ein.
„Du brauchst Hilfe, November! Geliebt sollst auch du werden“, sagte er leise.
„Hier! Ich schenke dir mein warmes Silberlicht. Nimm es mit in deine Zeit“ Der November nahm das Licht gern an, verbarg es unter seinem grauen Mantel und nahm sich vor, es zur rechten Zeit einzusetzen. Auch er wollte geliebt werden und es bedrückte ihn sehr, dass es scheinbar nicht so war. Als die anderen Monate sich zurückgezogen hatten, geriet er deshalb ins Grübeln.
„Brauche ich wirklich das Licht meiner Kollegen, um Beachtung zu finden und den Menschen das zu bringen,was sie in meiner Zeit benötigen? Die Ruhe, die Stille, die Freude am Leben?“ Er wiegte sein Haupt und ihm war, als fielen Traurigkeit und Gram von ihm ab. „Die Lebensfreude muss meine Stille finden. Sie will nicht immer laut und warm und hell und heiter sein, oder?“
„Und meine Laterne mit mir...“hörte der November plötzlich ein helles Singen und dann sah er ein Kind, das mit seiner Laterne durch den Garten marschierte und sang: “Dort oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir!“
Der November lachte, ganz leise, aber das Kind hörte ihn wohl und begann noch einmal von vorn zu singen und das klang so schön, dass dem November das Herz aufging. „Das ist es doch“, dachte er und freute sich auf das Licht vieler Sterne am Himmel!
(nach Regina Meier zu Verl & Elke Bräunling)
Elisabeth John-Krupp Gemeindereferentin