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24.03.2020 Tagesimpuls

Ackerfurchen

Als ich vor etwa 10 Tagen durch die Felder unterhalb von Alfter-Oedekoven ging, da fiel mir dieses Feld neben vielen anderen auf. Es wirkte auf mich wie eine erstarrte Welle, wenn die Wellen sich nach dem Brechen wild auftürmen , um dann am Strand auszulaufen. Wie oft habe ich im Sommerurlaub auf der ostfriesischen Insel Baltrum mich davon faszinieren lassen, konnte mich nicht von diesem Anblick lösen. Hier wirken die getrockneten Ackerfurchen wie ein kleines Gebirge, wie eine Wüste. Es waren nur wenige Pflanzen zu sehen, nur braun-graue Erde, feste Kruste, vom vielen Regen und der Wärme der Sonne erstarrte Gebilde, die die Fantasie anregen. Es wirkte wenig einladend für eine Aussaat oder für eine Bepflanzung.

Heute sieht dieses Feld anders aus: der Bauer ist mit einer Egge darübergefahren, hat die Furchen geglättet, hat kleine Pflanzen ausgesetzt. Das Feld wirkt voller Leben. Oder er hat Samenkörner in das vorbereitete Feld ausgesät: dann sieht man noch nicht viel, aber schon bald wird es sich verändern, werden nach dem Keimen kleine Pflänzchen die Krume durchbrechen, werden das vormals kahle Feld ergrünen lassen. Mancher wird daheim, soweit er darüber verfügt, in den eigenen Garten hinausgegangen sein, wird angefangen haben im Garten zu arbeiten, vielleicht Blumen gepflanzt, Unkraut entfernt haben. Oder Sie haben auf der Fensterbank in Anzuchterde kleine Samen ausgestreut, um Pflanzen vorzuziehen und dann in wenigen Wochen in einem Blümenkübel oder Pflanzkasten auszupflanzen.

In diesen Frühlingstagen lädt die Natur uns ein nach draußen zu gehen, zu staunen, innen zu halten, vielleicht ein Gebet zu sprechen.

 

Lobpreis auf Gott in Anlehnung an den Schöpfungsbericht

Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.

Ich staune über die Ordnung der Atome und Moleküle im Kleinsten des Geschaffenen.

Ich staune über den Rhythmus der Jahreszeiten, über Nacht und Tag, über das Morgenrot  und den vollen Mond

Ich staune über die Wolken, ihr freies Spiel, ihr mächtiges Wachsen und leichtes Verwehen, über bizarre Formen und den erfrischenden Wind.

Ich staune über den Einfallsreichtum der Vögel, wie sie Nester bauen und wie sie wissen, wohin ihre Reise geht.

Ich staune über die Vielfalt der Blüten in unseren Gärten, über Löwenzahn und Gänseblümchen. Ich staune über den betörenden Duft der Rose, über den frischen Geruch des Lavendel, über die Größe der Sonnenblume, über die Leichtigkeit eines Löwenzahnsamens.

Ich staune über die Fülle der Ernten aus wenigen Körnern, über die Vielfalt der Früchte in ihrer Süße und Farbenpracht. Ich staune über die Vielzahl der Gemüse und die wohlschmeckenden Salate, über die Säfte und den Wein. Ich staune über Wasser und Brot.

Ich staune über die Liebe unter den Menschen, über unbezahlte Hilfen, über Anteilhabe und Mitgefühl, über das Gute, das im Verborgenen geschieht.

Ich staune über meine Ohren, die mir Klänge schenken, die Leichtigkeit eines Amselgesangs, die Musik und die zärtlichen Worte.

Ich staune über meine Hände, die mich gestalten lassen, die zupacken, schreiben, fühlen und streicheln können.

Ich staune, dass ich staunen kann. Dass nichts mir selbstverständlich ist. Dass ich noch nicht verlernt habe, täglich neu ein Loblied zu singen dem Schöpfer und dem Geschaffenen, dem Kleinsten und dem Größten.

Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.

Gott, wie wunderbar hast du alles geschaffen, ich danke dir.

Es grüßt Sie ganz herzlich
Georg Theisen, Pastor