20.04.2020 Tagesimpuls
Froh zu sein
Bildquelle: Pixabay
Froh zu sein bedarf es wenig
und wer froh ist, ist ein König.
(trad.)
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,
wie einige ganz unbedarft gesungene Kinderlieder, verbirgt auch dieses Volkslied eine wohltuende Wahrheit.
„Froh zu sein“, eine antiquierte Redewendung für das, was wir heute „glücklich sein“ nennen.
Glück ist unzweifelhaft ein menschliches Bestreben, das unsere Handlungen motiviert und begleitet. Doch zu allem Un-glück scheint dieses Glück ein exklusiver Luxuszustand zu ein, der nur wenigen Privilegierten, beispielsweise durch viel Geld oder in begrenzter Zeit, zuteilwird. Glücklich zu sein schleicht sich dazu auch nicht heimlich in unser Leben ein, sondern tritt mit einem lauten Knall und großem Aufsehen auf, wenn es uns in seinen süßlich-warmen Armen durch eine Zeit unseres Lebens schaukelt. Der Glückliche ist dabei nicht einfach willkürlich in diesen Zustand gefallen, sondern es fordert eine Aktivität, wodurch ich Glück aktiv oder passiv erreiche: Ich erlebe passiv etwas, unverhofft oder lang ersehnt, was mich zu diesem seligen Lebensgefühl namens Glück führt („Glück gehabt“). Oder ich erarbeite mir mein Glück durch höchste Mühen und bringe dabei möglicherweise auch Opfer („seines Glücke Schmied sein“). Dieser ersehnte Zustand des Glücks ist also nicht einfach so da, er wird geschenkt oder selbst durch Mühen erreicht.
Doch ist das alles wirklich (und) wahr?
Wenn wir einmal genau darüber nachdenken, welchen Zustand wir mit dem Wunsch nach glücklich sein eigentlich ersehnen, so stoßen wir letztendlich auf einen anderen Begriff: die Zufriedenheit. Stiefmütterlich verwendet oder gar als Synonym zu Glück gebraucht, führt uns eine Unterscheidung der beiden Begriffe nun zu der Wahrheit des Eingangs angebrachten Kinderliedes. Was wir eigentlichals Glück bezeichnen, ist eine zeitlich begrenzte Euphorie über eine positive Gegebenheit, die uns in eine angenehme Ekstase versetzen kann, jedoch irgendwann zwangsläufig im Angesicht unseres Lebens mit all seinen vielfältigen Gegebenheiten auch wieder abklingen muss. Andauerndes Glück kann kein glücklich sein bewirken und ist zudem höchst anfällig, da es von positiven Erlebnissen, Mühen oder einem Status abhängt.
So jedoch nicht die Zufriedenheit, die ein anhaltendes, wie es der Begriff schon einschließt, Frieden schließen mit dem Leben und all eine Gegebenheit, ob nun positiv oder negativ, ist. Eben diese Zufriedenheit, das beständige Ruhen in uns, greift letztendlich auch unser Gefühl des Glücks auf, bleibt aber nicht dabei, sondern führt weiter. Natürlich haben auch die kurzweiligen Glücksgefühle ihre Berechtigung! Sie sind eben die Kirsche auf der Torte des Lebens. Doch erstreben sollten (oder tun wir schon längst?) die Zufriedenheit: Dankbar zu sein für das, was ist, was wir bereits haben; Uns erfreuen an allem, was ist, und ertragen, was nicht zu ändern ist. So können wir sogar neue Geschenke - und damit auch Momente des Glücks - in dem Gegebenen oder Erreichten finden, die Fülle unseres Seins entdecken und das Leben würdig auskosten.
Das Buch Kohelet lässt uns diese zeit- und mühelose Fülle durch Gott, in guten wie in schweren Zeiten, erspüren:
9 Wenn jemand etwas tut - welchen Vorteil hat er davon, dass er sich anstrengt? 10 Ich sah mir das Geschäft an, für das jeder Mensch durch Gottes Auftrag sich abmüht. 11 Das alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit. Überdies hat er die Ewigkeit in ihr Herz hineingelegt, doch ohne, dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wiederfinden könnte. [1] 12 Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt, 13 wobei zugleich immer, wenn ein Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennenlernt, das ein Geschenk Gottes ist. 14 Jetzt erkannte ich: Alles, was Gott tut, geschieht in Ewigkeit. Man kann nichts hinzufügen und nichts abschneiden und Gott hat bewirkt, dass die Menschen ihn fürchten*. 15 Was auch immer geschehen ist, war schon vorher da, und was geschehen soll, ist schon geschehen und Gott wird das Verjagte wieder suchen. (Kohelet 3, 9-15)
*Anm.: Die Furcht des Menschen vor Gott ist hier nicht als panische Angst, sondern huldigende Ehrfurcht zu verstehen.
Seien Sie behütet in allem, was ist.
Katharina Schäfer, Firmkatechetin und Relgionslehrerin aus Rösberg
Für die Seelsorgebereiche Seelsorgebereiche Alfter, Bornheim-Vorgebirge und Bornheim – An Rhein und Vorgebirge
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Guter Gott,
du hast mir mein Leben geschenkt mit all seiner Fülle.
Ich danke dir dafür.
Leite mich darin zu entdecken,
was mein Lebensweg für mich bereithält:
Kleine Augenblicke des Glücks nicht zu übersehen
und lebenslange Zufriedenheit, auch in schweren Zeiten, zu wahren.
Deine Größe ist meine Sicherheit, deine Liebe mein Friede.
Amen.