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08.05.2020 Tagesimpuls

Freiräumen

 

Im Schrank findet sich das PDF 

 Schrank

 

(Foto: privat)

 

freiräumen

Letztes Wochenende haben wir begonnen, den Keller auszuräumen und zu sortieren, ein Unterfangen, das wir seit Jahren vor uns herschieben. Überraschend kamen dabei  Dinge zum Vorschein, von denen wir gar nicht mehr wussten, dass wir sie besitzen. Und Dinge, die längst vergessene Zeiten in Erinnerung rufen. Dinge, die wir erleichtert aussortieren konnten und Dinge, die wir schon lange vermisst hatten, weil uns entfallen war, wo sie verstaut waren.

Nach langer Zeit nimmt man wieder viel Altes in die Hand und entscheidet jedes Mal neu: Will ich das noch behalten? Brauche ich es überhaupt noch? Kann ich mich trennen von so manchen „Schätzchen“, mit denen Erinnerungen verknüpft sind? Oder hat manches im Grunde nur noch sentimentalen Wert, aber keine wirkliche Bedeutung mehr? Ist vieles einfach nur noch Ballast, dessen Besitz im wahrsten Sinne des Wortes auf einem selbst lastet?

So vieles habe ich entdeckt, was ich nicht wirklich für mein Leben brauche, sonst wäre es nicht jahrelang im Keller verschwunden. Es ist befreiend, Ordnung zu schaffen  und es ist befreiend, sich von Dingen zu lösen, die nicht mehr wirklich wichtig sind.

Beim Kelleraufräumen steht die Frage: „Was ist wirklich wichtig, was brauche ich?“ ganz konkret an. Aber in den letzten Wochen habe ich auch gemerkt, dass diese Frage unaufhörlich und permanent in meinem Denken herumspukt. Was ist wirklich wichtig und wesentlich für mich? Was zählt?

Wenn wir manches nicht mehr selbstverständlich zur Hand haben und darauf zurückgreifen können, wenn wir eingeschränkt sind in unseren Freiheiten und Lebensgewohnheiten, zurückgeworfen und verwiesen auf uns selbst und mehr Zeit haben uns mit unserem Leben auseinanderzusetzen, dann zeigt sich oftmals, was wir wirklich brauchen und vermissen für unser Leben.

Es tut gut und auch Not, sich zu befreien von unnützem Ballast, der oft den Blick auf das Wesentliche verstellt. Es tut gut zu entdecken, was wichtig und wertvoll für mich ist – manchmal erkennt man den Wert erst im Vermissen, wenn etwas nicht mehr greifbar ist. Erst im Verlust lernen wir vieles wieder neu zu schätzen. Für mich erwies sich das wirklich Wesentliche nicht in materiellen Dingen, sondern im Zwischenmenschlichen: die Treffen mit Familie oder Freunden, einander umarmen und nahe sein zu können, Gespräche nicht nur durchs Telefon zu führen, sondern dem anderen dabei ins Gesicht sehen und die Mimik und Gestik das Gesagte unterstreichen zu lassen. Besuche, Gemeinschaftserlebnisse, Gottesdienste in der Gemeinde, die Möglichkeit für Kultur hautnah, wenn ich das Bedürfnis dazu habe, und und und.

All dies vermissen und ersehnen wir. Aber auch andere “Schätze“ habe ich für mich neu entdeckt: die gewonnene Zeit miteinander in der Familie, in der wir gespielt, miteinander gewerkelt, gegessen, geredet, gelacht, diskutiert,  gemacht oder einfach abgehangen haben. Die Entschleunigung ohne Termindruck, gemeinsame Gottesdienstzeiten zu Hause mit dichten Momenten,  Spaziergänge in der Natur, Zeit zum Lesen, Freiraum manch Liegengebliebenes anzupacken …. Und nicht zuletzt die Zeit und Muße, mich selbst anzuschauen, dem ein oder anderen blinden Fleck nicht auszuweichen,  sondern die eigenen Beziehungen in den Blick zu nehmen: die Beziehung zu mir selbst, anderen Menschen und Gott.

Haben Sie Ähnliches erlebt? Was haben Sie in den letzten Wochen entdeckt, vielleicht freigeräumt oder aussortiert?

 

Bleibt behütet in allem, was ist!

Für die Pastoralteams der Seelsorgebereiche Alfter, Bornheim-Vorgebirge und Bornheim - An Rhein und Vorgebirge

Ihre Bernadette Molzberger, Pastoralreferentin

 

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.kath-kirchen-bornheim.de, www.baruv.de  und www.pfarreiengemeinschaft-alfter.de