Monatsimpuls Juni 2022
HIER. Bei DIR-Monatsimpuls der Hoffnung des SR Alfter/Bornheim
Müdigkeit kennt jeder von uns – in den unterschiedlichsten Formen und Zeiten.
Frühjahresmüdigkeit.
Müde von der Arbeit, rechtschaffen müde vom Tageswerk, wie man so schön sagt. Manchmal fällt man vor Müdigkeit ins Bett oder die Augen fallen zu nach einem vollen Tag, an dem man viel und hart gearbeitet hat. Dann tut es gut, die müden Glieder auszuruhen, um neue Kraft für den nächsten Tag zu sammeln.
Oder eine Müdigkeit nach einem langen und erfüllten Leben, wie es meine Oma mit 90 Jahren verspürt hatte, bereit alles loszulassen, zufrieden und im Reinen mit sich selbst.
Und wir spüren diese innere Müdigkeit, wenn wir merken, dass der Akku nie wirklich ganz aufgeladen wird, wenn die Luft raus ist, die Beschwerlichkeiten, Sorgen, Ängste, Überforderungen des Tages an den Kräften zehren.
Manche unter uns fühlen sich so angesichts der augenblicklichen vielfältigen Anforderungen: sie sind müde durch diese lange Zeit der Einschränkungen durch Corona, müde durch die Sorge, Angespanntheit und Ungewissheit angesichts des Krieges in der Ukraine, müde und resigniert mit Blick auf die Krise in der Kirche, müde und ratlos in Gedanken an die Klima-Krise, müde durch Einsamkeit oder eine innere Leere, wenn jeder Tag dem anderen gleicht. Vielleicht kennen auch Sie dieses Gefühl …
Bei diesen Gedanken kommt mir immer wieder die Geschichte von Elija in der Wüste in den Sinn und das Bild des Elija unterm Ginsterbusch taucht vor meinem inneren Auge auf (1 Kön 19).
Für mich ist dieses Bild ungemein tröstlich. Es wird immer Zeiten geben, wo ich innerlich müde, ausgelaugt, zweifelnd, besorgt, niedergedrückt, ratlos bin und mich fühle wie Elija. Und wie Elija darf ich alles vor Gott ausbreiten, all dies Gott hinhalten im Vertrauen darauf, dass er weiter weiß, wo ich nicht mehr kann.
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen sein, ich will euch erquicken“ spricht Jesus im Matthäusevangelium (Mt 11, 28). Dieses Versprechen trägt durch viele Augenblicke der Müdigkeit.
Bei Elija erscheint plötzlich ein Engel, der ihn anstößt und auffordert: Iss und trink, denn der Weg ist noch weit. Nicht nur einmal, sondern beharrlich mehrmals, bis er genug Kraft hat, um weiterzugehen.
Vielleicht kennen sie auch solche Engel, in unterschiedlichste Gewänder gehüllt: Menschen, die mich anstoßen, ermutigen und aufrichten durch ihr Dasein, durch ihr Tun, durch ihre Worte. Die mir das geben, was ich in diesem Moment brauche, um weiter gehen zu können. Oder die Wohltat von kraftspendender Nahrung. Brot und Wasser bei Elija kann bei uns dann so vieles sein, was stark macht und der inneren Leere trotzt. Für jeden das, was nötig ist und ersehnt wird.
Uns allen wünsche ich diese Augenblicke, Kraftquellen und Menschen, die uns wieder auftanken lassen und das Belebende schenken, um die nächsten Schritte im Leben zu gehen, jeden Tag neu.
Ihre Bernadette Molzberger, Pastoralreferentin
Für das Pastoral-Seelsorgeteam des Sendungsraumes Alfter–Bornheim
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