Monatsimpuls Ostern 2023
HIER. Bei DIR-Monatsimpuls der Hoffnung des SR Alfter/Bornheim
Von dem Menschen, dem Meer und der Auferstehung - mein Osterspaziergang
Es ist bereits 22 Uhr und ich höre die Glocken die Nachtstille einläuten. Heute ist Palmsonntag, mit Jesus öffnet sich mein Tor in die Heilige Woche. Jerusalem, auch hier bei mir und dort bei Dir. Noch habe ich meinen Impuls für den vor uns liegenden Monat nicht geschrieben, doch ich im Grunde meines Herzens weiß ich, dass ich ihn seit Tagen mit trage. Das Diktaphon in der Hand adressiere ich mein ICH an ein DU, wer immer es auch hört oder liest, spreche meine Gedanken zum ersten Mal laut aus bevor ich sie aufschreibe und erlebe dabei noch einmal neu den Zauber der letzten Tage, die ich am Meer verbringen durfte. Ich liebe es sehr – das Meer, die Strandspaziergänge, jene berauschende Schönheit des Ortes, wenn der Wind sich dreht, oder mein Herz übers Meer hinausfliegt . Ich weiß genau, dann habe ich es eingelöst, mein Versprechen, das ich dem Meer gegeben habe – nämlich wieder zu kommen. Es ist wie ein Begrüßungsritual an meine Sehnsucht nach Mehr, die ich auf meiner Insel erleben darf, von der es heißt, sie sei die Insel der Langsamkeit. Jeder Tag eine Entdeckungsreise dem Leben Orientierung zu geben, ein Spiegel für die andere Perspektive, für das Geschenk und die Musik des Lebens. Man sagt, von überall auf der Insel höre man das Meer und es stimmt. Es ist so als sänge es auch ein Lied aus uralten Zeiten für mich, ganz egal wo ich bin und es verwandelt mich. Ich sehe den menschenleeren, wunderschönen und unberührten Strand, dessen Sandgeist alles verweht, das Kreischen der Seevögel, rieche die salzige Luft, Wolkengemälde ziehen am Himmel so aprilblau, während das silbrige ruhige oder auch aufgeworfene unendlich weite Meer singt, vom Kommen und Gehen, dem Auf und dem Ab, meinem Seiltanzen zwischen den Gezeiten, von Ebbezeiten, die ich brauche bevor die Flut mich überrollt. Und bedeutet Passion und Ostern nicht genau dieses – nämlich Verwandlung? Dort am Strand spüre ich es so deutlich und gleichzeitig finde so keine Worte mein Werden zu beschreiben-es geschieht einfach. Jetzt bin ich wieder zu Hause, die Fährfahrt liegt erst wenige Stunden zurück. Und ich komme nicht los von meinem Osterbild, das signiert ist mit dem Titel von dem Menschen, dem Meer, der Verwandlung und der Auferstehung. In Gedanken bin ich wieder am Strand und gehe weiter. Betrachten Sie wie ich auch so gerne Muscheln? Das habe ich schon als Kind und da liegen sie, die Sandmuscheln, Venusmuscheln benannt nach der aus dem Meerschaum geborenen Venus, die farbenfrohen Klaffmuscheln, die silbrig perlmuttartigen Miesmuscheln, die Austern, ihre Schalen so ausdrucksstark und dort die kleine Herzmuschel zerbrochen oder in Gänze, in voller Schönheit säumen sie das Meerkleid, zeichnen eine einzigartige Linie in den Sand, die morgen schon eine andere ist. Und während meine Schritte barfuß über die Muscheln und den Muschelsplitt führen, weil es gar nicht anders geht, spüre ich das Knirschen unter meinen Füßen, durchwirbelt mich der Meerwind, tanzen milionenalte Sandberge um mich herum, weckt mich die Kälte des Wasser, atme ich tief ein und aus und spüre mich wieder. Hier und dort entdecke ich ein Stück Treibholz, das kostbare Perlmutt, eine kleine Herzmuschel, in ihre Schale eine kleines Herz ausgestanzt, so dass man einen Faden hindurchziehen könnte, einen rote Faden? Du stellst meine Füße auf weiten Raum betet der Psalmist (Psalm 31,9) Sich hineinstellen in den weiten Raum Gottes , getragen von meiner Sehnsucht, die Erwartung und Hoffnung ist, durch das Tor nach Jerusalem zu gehen und ich ahne, Abschied und Ankunft hat mit Verwandlung zu tun. Trotz meiner Zerbrochenheit, die zum Menschen gehört, meinen Muschelscherben in Leben, die zertreten und meine täglichen Kreuzwege markieren , die vielleicht auch etwas Gutes gebracht haben, darf ich hier stehen. Wenn meine Scherben in der Sonne glänzen, die einmal von einem Hauch, ein anderes Mal von schwerem, nassen Sand überdeckt oder vertrauensvoll dem Meer zurückgegeben werden, weiß ich genau, sie gehören zu mir, sie bilden meinen Muschelstrand. Mein bunter, golden silbriger und gleichzeitig so dunkeltiefer schmerzhafter Muschelteppich darf münden in etwas Großes, in einen neuen Horizont der Freiheit. Ich heb sie auf, meine kleine Herzmuschel. Sie schenkt mir ihr Herz, klopft in mir und alte Bilder fliegen über das Meer und ich bete:
Herr, Ich atme Dich ein und aus – das ist Verwandlung, das ist Ostern - Hier bei Dir.
Gehen sie durch das Tor der Verwandlung. Jerusalem ist auch am Meer und hier bei Dir.
Ihnen eine stille Heilige Woche sowie ein gesegnetes und schönes Osterfest.
Seien Sie behütet in allem, was ist.
Ihre und Eure Ute Trimpert, Gemeindereferentin
Für das Pastoral- und Seelsorgeteam im Sendungsraum Alfter- Bornheim